Rotgelbe Legenden - Eine Serie von Manfred Kraus
Teil 12 über Reinhold Rief
Geschrieben von Manuel Ort
An Vorbildern mangelte es ihm nicht in seiner Jugend. Schließlich wuchs er in Füssen auf, wo die Kinder damals quasi mit dem Eishockeyschläger in der Hand zur Welt kamen und man deutsche Meisterschaften sammelte wie Briefmarken. Sieben auf einen Streich allein zwischen 1953 und 1959. „Beim EVF wimmelte es nur so von großen Eishockeyspielern. Markus Egen, Xaver Unsinn, Fritz Poitsch, das waren echte Vorbilder. Wir haben uns mit ihnen identifiziert und vieles von ihnen abgeschaut“, erinnert sich Reinhold Rief, der seinerzeit die Schulbank drückte und mit seinen Klassenkameraden Woche für Woche im Sportunterricht aufs Eis ging. Sein Talent stach ins Auge und es nimmt nicht wunder, dass der hochveranlagte Bub alsbald in die Schülermannschaft des deutschen Serienmeisters eintrat und schließlich mit siebzehn in die Erste aufrückte.
Anno vierundfünfzig war das. Präsident Gamal Abdel Nasser regierte am Nil, Bill Haley rockte die Staaten, die auf dem pazifischen Bikiniatoll eine gigantische Wasserstoffbombe zündeten, die Sbornaja um den vielseitigen Wsewolod Bobrow holte gleich bei ihrer ersten Turnierteilnahme den Weltmeistertitel im Eishockey, die deutschen Fußballer vollbrachten das Wunder von Bern, der Indochinakrieg endete mit dem Sieg der Aufständischen über die Kolonialmacht Frankreich und in Bonn empfingen Bundespräsident Theodor Heuss und Bundeskanzler Konrad Adenauer den legendären äthiopischen Kaiser Haile Selassie.
Füssen war Eishockey und Eishockey war Füssen. Bei den Spitzenspielen zwängten sich weit über zehntausend begeisterte Menschen in den Kobelhang. Die Leute stiegen bis ganz hinauf in die Felsen, um mitzuerleben, wie die besten Eishockeyspieler des Landes Titel um Titel abräumten. „Es war großartig, dieser berühmten Mannschaft anzugehören“, spürt Reinhold Rief noch heute das prägende Gefühl jener Tage, jedoch barg die überragende Stellung der schier unantastbaren Hochkaräter auch Schattenseiten, denn für junge Spieler geriet in dem auf zwei Sturmreihen angelegten System Eiszeit zur Mangelware. „Ich bildete gemeinsam mit Oskar Mayrhans und Walter Krötz einen Sturm. Der Kanadier Frank Trottier ließ uns allerdings zumeist auf der Bank sitzen. Unser Mitwirken am Gewinn der Meisterschaften fiel deswegen kaum ins Gewicht. Trotzdem waren wir glücklich, denn wir haben viel gelernt und waren schon froh, dass wir den berühmten Mitspielern die Ausrüstung tragen durften.“
Auf Dauer aber war die Bank nicht das, was Reinhold Rief vorschwebte. Darum ergriff er die Gelegenheit beim Schopf, als der ESV Kaufbeuren nachhaltig sein Interesse an ihm bekundete. Mit Trainer Bude Schuster und dem Ziegelwieser Stürmertalent Georg Scholz wechselte er 1956 zum kleinen Allgäuer Bruder, bei dem die Haudegen Fritz Sturm und Luggi Schuster aufgehört hatten, die bewährten Hans Stafforth, Sepp Wannemacher, Edi Mayr, Fritz Medicus und Sepp Pflügl aber noch auf dem Natureis standen. Der ESVK vermochte keinerlei finanzielle Anreize zu bieten, sehr wohl aber einen Stammplatz im Angriff und eine sichere Arbeitsstelle auf dem Fliegerhorst. Dafür nahmen die eishockeyverrückten Burschen allerlei Belastungen in Kauf: „Jeden Morgen machten wir uns mit dem Sechsuhrzug auf den Weg nach Kaufbeuren. Anderthalb Stunden einfach. Dreizehn Stationen. Dampfeisenbahn. Abends ging es dann auf demselben Weg wieder zurück.“ Später kam Reinhold Rief bei den Eltern seines Mannschaftskameraden Manfred Hüttmann unter und schließlich bezog er ein winziges Zimmer am Breiten Bach, das lediglich aus einem Schrank, einem Bett und einem Waschbecken bestand. Fünfzigerjahrekomfort.
Beim ESVK schlug der wieselflinke Techniker auf Anhieb groß ein. Er harmonierte prächtig mit Wirbelwind Fredl Hynek und Torjäger Jo Scholz. In Windeseile entwickelte sich das blutjunge Trio zur Kaufbeurer Paradereihe. Den drei Vollblutstürmern flogen die Herzen zu, wenn sie über das Eis fegten und ihre Kabinettstückchen vollführten. Ganz nebenbei entstanden Freundschaften fürs Leben. „Der Fredl und der Jo waren Klassespieler“, rühmt Reinhold Rief seine kongenialen Partner im sprichwörtlichen Zefixsturm und in seine Stimme schleicht sich Wehmut, „gerade der Fredl und ich sind ein Leben lang gute Freunde geblieben. Aber auch mit dem Jo ist der Kontakt nie abgerissen. Selbst später nicht, als er sich in Halblech selbständig machte. Unser Sturm hat mitgeholfen, den ESVK aufzubauen, und jetzt bin nur noch ich von uns drei am Leben.“ Reinhold Rief ist der Gegenentwurf zum herrschenden Zeitgeist, der Sportler mitunter viel reden, aber wenig sagen lässt. Er beobachtet, hinterfragt, bezieht Stellung. Ist trotz seiner beeindruckenden Erfolge bescheiden und auf dem Boden geblieben.
Bis dato ein kaum beschriebenes Blatt, glänzte er an seiner neuen Wirkungsstätte ebenso als brandgefährlicher Vollstrecker wie als uneigennütziger Vorbereiter. Überdies prägte er in besonderem Maße den Mannschaftsgeist. „Mit dem Ripfl habe ich mich sowieso blind verstanden“, schwärmte die verstorbene Kaufbeurer Eishockeylegende Fredl Hynek in höchsten Tönen von ihm, „wir drei haben uns ausgezeichnet ergänzt und voneinander profitiert. Wir besaßen einfach eine große Freude am Spiel.“
Es waren andere Zeiten. Damals. In den Fünfzigern. Eishockey wurde auf Natureis gespielt, wagemutige Torhüter warfen sich ohne Gesichtsschutz halsbrecherisch in die Schüsse, auf der Fahrt nach Krefeld zwängte sich die gesamte Delegation zwölf lange Stunden in die komfortfreie Beengtheit eines kleinen Siebzehnsitzerbuses und sogar das Frühstück musste man zumeist selber bezahlen. Als der Verein sich an den Bau eines Kunsteisstadions mit Holztribünen machte, legten auch die Spieler kräftig mit Hand an: „Die Amerikaner brachten viel Sympathie für das Kaufbeurer Eishockeys auf. Der Jo und ich machten auf dem Fliegerhorst bei ihnen den Lastwagenführerschein. Wir durften Siebentonner fahren und haben mit den von der Firma Dobler zur Verfügung gestellten Lastern Kies transportiert.“
Sportlich pendelte der ESV Kaufbeuren, der seine eigenen Kräfte geschickt durch Zugänge aus der Ziegelwies und aus Füssen ergänzte, noch zwischen den beiden höchsten deutschen Spielklassen. Dann aber stieß der achtfache Füssener Meisterstürmer Xaver Unsinn als Spielertrainer zum ESVK, dessen Weg alsbald steil nach oben führte. Nahtlos fügte sich der Xarre in die Paradereihe ein. Er konnte das Spiel auf dem Eis und von der Bande aus lesen. Und er vermochte Menschen zu begeistern. Der ganz große Durchbruch gelang. Schon im Winter 1960/61 stürmte der ESV Kaufbeuren in atemberaubender Manier durch die zweitklassig gewordene Oberliga und in der Relegation fegte er das Bundesligaschlusslicht VfL Bad Nauheim vom Eis. Der sofortige Wiederaufstieg war geschafft und der bevorstehende Höhenflug mündete in eine einzigartige Blütezeit. Der ESVK mischte mit seinem herzerfrischenden Angriffsspiel im Konzert der Großen kräftig mit. Er reifte zu einer deutschen Spitzenmannschaft. Die Himmelsstürmer Manfred Hubner, Alfred Lutzenberger und Wolfgang Boos verliehen dem Angriff ein zweites Standbein von allerhöchster Güte und die großartige Talentschmiede förderte immer neue Rohdiamanten ans Licht. Hinzu kamen bewährte Kräfte wie der Oberstdorfer Hans Stenger oder der Füssener Max Pfefferle. „Wir haben uns sehr um die Jungen gekümmert, sind oft gemeinsam weggegangen und hatten zusammen einen Riesenspaß“, bringt Reinhold Rief die Vorzüge der Kaufbeurer Eishockeyfamilie auf den Punkt. Er selbst bildete einen zentralen Baustein im Mannschaftsgefüge, war Leitwolf und Schlüsselfigur.
Als Xaver Unsinn 1962 seine Schlittschuhe an den Nagel hängte und sich ganz auf die Arbeit als Übungsleiter konzentrierte, hatte Reinhold Rief die vielleicht größte Enttäuschung seiner Eishockeylaufbahn bereits hinter sich. „Nationaltrainer Gerhard Kießling hatte mich in den Kreis für die Olympischen Spiele 1960 berufen und ich hielt auch schon die Einladung des Verbandes zum Sommertraining, an dem man zwingend teilnehmen musste, in Händen. Die Füssener Nationalspieler nahmen mich aber nicht mit nach München. Angeblich hatten sie keinen Platz mehr im Auto frei. Ich fehlte und flog prompt aus der Auswahl“, schüttelt Reinhold Rief den Kopf. Ihm blieb die bis ins Land der aufgehenden Sonne führende Weltreise verwehrt und auch der große Traum von den Winterspielen im kalifornischen Squaw Valley erfüllte sich nicht. Maßlose Enttäuschung suchte ihn heim. Zurück blieben Narben und auf das Verhältnis zu seinem Heimatverein legte sich ein Schatten. Der haarsträubenden Geschichte wohnt ein Hauch sportlicher Tragik inne.
Beim ESV Kaufbeuren indessen lief es wie am Schnürchen. Der Allgäuer Bundesligist etablierte sich mit seinem Herzbluteishockey im deutschen Spitzenquartett und brachte sogar den übermächtigen EV Füssen ein ums andere Mal in arge Bedrängnis. Der kleine Bruder war ebenbürtig geworden und Reinhold Rief einer der großen Protagonisten des märchenhaften Erfolges. Da trat 1966 die Düsseldorfer EG auf den Plan. Die Rheinländer hatten im Gründungsjahr der 1958 ins Leben gerufenen Bundesliga den Prügelknaben gegeben. Sie waren umgehend sang- und klanglos abgestiegen. Erst 1965 kehrten sie nach Jahren der Flaute und des Zuschauerschwundes ins Oberhaus zurück, um dann aber mit Macht und mit Geld alles daranzusetzen, in die Phalanx der bayerischen Eishockeyhochburgen einzudringen. Systematisch warben sie bayerische Spitzenspieler ab und es ist ein offenes Geheimnis, dass nicht nur berufliche Perspektiven, sondern auch ein intaktes und großzügiges Umfeld geboten wurden.
Schon 1964 hatte die DEG vom EC Bad Tölz den Abwehrrecken Otto Schneitberger und den Flügelflitzer Sepp Reif abgeworben. Das kam damals einer Ungeheuerlichkeit gleich, einem Tabubruch. Ihr Weggang führte im Isarwinkel zu einem Aufschrei und die aufsehenerregende Angelegenheit wuchs sich zu einem handfesten Skandal aus. Von Verrat war die Rede und von einem unmöglichen Vorgang. Die Tölzer liefen Sturm, verweigerten wütend die Freigabe und erwirkten eine achtzehnmonatige Sperre. Otto Schneitberger und Sepp Reif lagen auf Eis. Das Instrument der Sperre stellte indessen ein zweischneidiges Schwert dar, denn der abgebende Verein besaß in ihr zwar ein wirksames Druckmittel, er büßte durch ihren Einsatz aber auch sein Anrecht auf eine Entschädigungszahlung ein, weshalb man an der Isar nach zähen Verhandlungen schließlich doch nachgab, um wenigstens eine Restablösesumme einstreichen zu können. Der Mammon hatte den längeren Atem und nach einem Jahr Sperre liefen die beiden Nationalspieler für die Düsselorfer EG auf. An der Brehmstraße gab es kein Halten mehr, zumal man auch noch den vormaligen Tölzer Meistertrainer Hans Rampf in Holzkirchen loseiste und die Rosinen aus dem Kader des aufgelösten Bundesligakonkurrenten Eintracht Dortmund herauspickte.
Die Düsseldorfer Eishockeyherrlichkeit trieb den bayerischen Vereinen die Zornesröte ins Gesicht und sie sorgte für erhebliche Verwerfungen. Die Stimmung war angespannt, gereizt, aufgeladen und es entwickelte sich ein geradezu weltanschaulicher Disput. Die Spannungen entluden sich in hämischen Schmähgesängen auf den Rängen und handfesten Prügeleien auf dem Eis. Zwischen dem Westen und dem Süden flogen die Fetzen. Otto Wanner, zugleich Präsident des EV Füssen und des Deutschen Eishockeybundes, legte dem Bundestrainer nahe, möglichst wenige Düsseldorfer in die Nationalmannschaft zu berufen.
Als die DEG bei Reinhold Rief anklopfte, war er Ende zwanzig und das verlockende Angebot seine Chance. Er ergriff sie. Für den ESVK, der ohnehin schon einen großen Aderlass zu verkraften hatte, bedeutete dies einen weiteren Rückschlag. Trainer Xaver Unsinn schloss sich Preußen Krefeld an und eine Fülle hochkarätiger Stammspieler ging dem aufstrebenden Verein verloren. Trotzdem reagierte man an der Wertach besonnen und man legte dem verdienten Stürmer, der seine Knochen für den ESV Kaufbeuren hingehalten und ihn ein ganzes Jahrzehnt maßgeblich mitgestaltet hatte, keine Steine in den Weg. Man verzichtete zugunsten einer Ablösesumme auf eine Sperre.
Reinhold Rief tauschte die Beschaulichkeit des Allgäus gegen die schillernde Großstadt Düsseldorf ein. Obwohl die rotgelben Vereinsfarben blieben, betrat er eine andere Welt. Weite Auswärtsfahrten wurden nun mitunter im Flugzeug unternommen. Nach jedem Training gab es eine kostenfreie Mahlzeit. Alles war mindestens eine Nummer größer. Eishockey kam am Rhein dem Profitum nahe. Zwar musste eine Arbeitsstelle nachgewiesen werden, die Sportabteilung des Kaufhauses Horten stellte aber weder für ihn noch für Trainer Hans Rampf und auch nicht für Fußballtorwart Wolfgang Fahrian das berufliche Hauptbetätigungsfeld dar. Reinhold Rief spielte Eishockey. Und wie er spielte. Zusammen mit DDR-Nationalspieler Erich Böttcher, der sich bei einem Gastspiel des SC Dynamo Ostberlin abgesetzt hatte, und Ferdinand Werdermann bildete der bärenstarke Torjäger aus dem Allgäu eine gefürchtete Sturmreihe, die entscheidend zum Gewinn der vielumjubelten deutschen Meisterschaft 1967 beitrug. Als die DEG im Spiel gegen den Mannheimer ERC den Titel klarmachte, brachen alle Dämme. „Es herrschte eine unglaubliche Euphorie“, erinnert sich Reinhold Rief lebhaft an die Begeisterung, an die Wunderkerzen, an die umgetexteten Weihnachtslieder und an die ausgelassenen Jubelgesängen des stimmgewaltigen Publikums. Feuerwerksraketen zischten in den Düsseldorfer Nachthimmel und das Freiluftstadion platzte aus allen Nähten. Die unablässig mit zehneinhalbtausend Anhängern restlos ausverkaufte Brehmstraße bot Gänsehautatmosphäre. Und eine Goldgrube war sie obendrein.
Die Zeiten änderten sich, die Gesellschaft änderte sich, der Sport änderte sich und auch das Eishockey änderte sich. Getrost darf das Düsseldorfer Meisterjahr als Wendepunkt in der deutschen Eishockeygeschichte angesehen werden. Es leitete einen gewaltigen Umbruch ein. Der Wandel bedeutete nicht weniger als den Anfang vom Ende der in Stein gehauenen Vorherrschaft bayerischer Kleinstadthochburgen und er markiert den Beginn der unaufhaltsamen Vormachtstellung westdeutscher Großstadtvereine.
Die Düsseldorfer EG wurde zum Krösus. Man flog nach Südafrika. Vierzehn Tage. Kostenlos, versteht sich. Pepsi Cola übernahm das Turnier in Johannesburg, wo der Eishockeysport boomte und Meister Swiss Bears die Wembleyhalle füllte. Zwischen den Spielen gegen Mannschaften aus Österreich, der Schweiz und Kanada versüßten Annehmlichkeiten wie der Besuch des weltberühmten Krüger Nationalparks den Aufenthalt, bei dem nicht nur Reinhold Rief und Otto Schneitberger das Angebot unterbreitet wurde, ein Sommerhalbjahr lang in Afrikas äußerstem Süden Eishockey zu spielen. Es winkten zehntausend Mark, ein komfortables Wohnhaus und eine entspannte Urlaubsatmosphäre. Der Allgäuer lehnte ab. Andere nahmen an. Einige blieben. Manche für immer.
Nach seinen erfolgreichen Jahren am Rhein zog es den Torjäger 1969 wieder in den Süden. „Vielleicht hätte ich sogar länger in Düsseldorf bleiben sollen“, kommt Reinhold Rief für einen Augenblick ins Grübeln, „die Rheinländer leben freier, sie sind locker und nehmen Menschen schnell auf. Dann aber rief aus Augsburg Xaver Unsinn bei mir an. Komm doch zu uns, sagte er. Das klang reizvoll. Augsburg war ambitioniert und es lag nahe der Heimat. Die beiden Füssener Leonhard Waitl und Paul Ambros setzten mich jeden Abend auf ihrem Heimweg in Kaufbeuren ab.“ Vorstand und Geldgeber Curt Frenzel rührte in der Fuggerstadt mit der großen Kelle an und es gelang ihm, mit der DEG eine einvernehmliche Freigabe für den 32-jährigen Stürmer, der unter die Altersklausel fiel und somit das Augsburger Neuzugangskontingent nicht belastete, auszuhandeln. Reinhold Rief aber hielt es nicht lange beim AEV und schon bald kehrte er für zwei weitere Spieljahre zu seinem ESVK zurück, ehe er seine beeindruckende Laufbahn als Spielertrainer und schließlich als Trainer beim Natureisbayernligisten EV Schongau ausklingen ließ. Tatkräftig und zielstrebig baute er in Kaufbeuren einen florierenden Großhandel für Dekorationszubehör auf. Das hatte viel mit harter Arbeit zu tun, hing aber auch eng mit seinem langjährigen Wirken beim ESV Kaufbeuren zusammen. „Der ESVK war für mich ein unvergleichliches berufliches Sprungbrett, denn mein großer Bekanntheitsgrad in der Stadt und im Allgäu erleichterte mir den Weg in die Selbständigkeit erheblich. Er half mir sehr beim Aufbau eines Kundenstammes“, ist der zum Geschäftsmann gewordene Eishockeyspieler, der sein Unternehmen drei Jahrzehnte erfolgreich führte, überzeugt.
Reinhold Rief ist ein zufriedener und bodenständiger Mensch. Er lebt noch heute in Kaufbeuren, das ihm Heimat ist, seitdem er sechsundfünfzig des Eishockeys wegen herkam. Mit der Dampfeisenbahn. Dreizehn Stationen. Tag für Tag. Hin und zurück. Viel Wasser ist seitdem die Wertach hinabgeflossen. Geblieben ist sein gutes Verhältnis zu seinen alten Weggefährten. Auch zum früheren Nationalspieler Manfred Hubner, der weiß, was der ESVK an seinem Zefixsturm hatte: „Der Ripfl, der Fredl und der Jo waren unsere ganz großen Vorbilder. Sie haben uns toll unterstützt. Durch sie konnten junge Spieler leicht Fuß fassen. Gerade diese älteren Spieler ermöglichten uns einen sehr guten Start in der ersten Mannschaft.“
Junge Menschen brauchen Vorbilder. Früher wie heute. Auch Reinhold Rief hatte Vorbilder. Vor allem aber war er selber ein Vorbild. Und einer der Besten, die jemals das Trikot des Eissportvereins Kaufbeuren trugen.
Reinhold Rief
Geboren: 10. Juni 1937
Rückennummer: #15
Position: Stürmer
Laufbahn beim ESVK: 1956 bis 1966 und 1970 bis 1972
Erfolge mit dem ESVK: Bundesligaaufstieg 1959, Oberligameisterschaft und Bundesligaaufstieg 1961, Bundesligavierter 1964 und 1965, Bundesligafünfter 1962 und 1966, Bundesligasechster 1963
Vereine: EV Füssen, ESV Kaufbeuren, Düsseldorfer EG, Augsburger EV, ESV Kaufbeuren, EV Schongau (davon zwölf Jahre Bundesliga mit 244 Spielen, 113 Toren, 54 Assists)
Größte persönliche Erfolge: Deutscher Meister mit dem EV Füssen 1955 und 1956, mit der Düsseldorfer EG 1967
Text: Manfred Kraus, Apfeltrach
Grafik: Manuel Ort
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