ESVK Neuzugang Branden Gracel im Sommerinterview

"Ich stecke mir selbst immer hohe Ziele und versuche alles, um diese auch zu erreichen."


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Name: Branden Gracel
Geburtstag: 24.05.1990 (26 Jahre)
Geburtsort: Calgary, Kanada
Größe: 175 cm
Gewicht: 82 kg
Position: Mittelstürmer
Schießt: Rechts
Trikotnummer: 51

esvk.de: Hallo Branden, wie geht es Dir und wie verbringst du die freie Zeit bis zu Saisonbeginn?

Branden Gracel: Hallo ESVK. Mir geht es gut. Gleich nach Saisonende habe ich die lange Reise von Cincinnati nach Calgary angetreten. Ein paar Tage später bin ich mit meiner Familie nach Hawaii (Maui) geflogen und habe dort meinen jährlichen Urlaub verbracht. Des Weiteren spiele ich in einem Beach Volleyball Team, werde ein paar Tage an einem See in British Columbia verbringen und möchte einige Konzerte im Park rund um den Saddledome besuchen.

esvk.de: Wie bist du zum Eishockey gekommen?

Branden Gracel: In Kanada lernt man sozusagen gleichzeitig das Laufen und Schlittschuhlaufen. Es ist einfach natürlich, Eishockey zu spielen. Meine Eltern ließen meine Brüder und mich verschiedene Sportarten ausprobieren. Ich bin beim Eishockey hängen geblieben. In der Umgebung von Calgary gibt es sehr viele offene Eisflächen. Wenn sich mir die Möglichkeit während des Winters bietet, ist es immer noch eine meiner Lieblingsbeschäftigungen, dort mit meinen Freunden Eishockey zu spielen.

esvk.de: Wer ist deine Lieblingsmannschaft?

Branden Gracel: Ich war schon immer Anhänger der Calgary Flames und feuere sie auch im Stadion an, wenn ich Zeit dafür habe.

esvk.de: Wer sind deine Vorbilder?

Branden Gracel: Als ich jünger war bewunderte ich immer meinen älteren Bruder. Er spielte immer für die besten Mannschaften und ich wollte werden wie er. Er hat mir meinen Weg geebnet und wollte auch immer das Beste für mich. Leider musste er nach einigen Verletzungen früh aufhören. Mein anderer Bruder und meine Eltern sind meine größten Fans. Ohne sie wäre ich nicht dort, wo ich heute bin. Später waren Theoren Fleury und Joe Sakic meine Idole. Dass sich ein kleiner Spieler wie Fleury in der NHL durchsetzen konnte, gab mir das Selbstvertrauen, später selbst Profi zu werden. Auch Joe Sakic war vom körperlichen her nicht der größte Spieler, hatte aber mit die beste Schusstechnik, die man bis heute im Eishockey gesehen hat.

esvk.de: Kürzlich verstarb eine der größten Legenden des Eishockeys, Gordie Howe. Wie wurde die Nachricht in Kanada aufgenommen?

Branden Gracel: Ein guter Freund der Familie, Morris Lukowich, spielte viele Jahre in der NHL und ich denke an ihn, jedes Mal wenn ich etwas über Gordie Howe höre. Das erste Tor, das Morris in der NHL erzielte wurde von Gordie aufgelegt. Es war sehr traurig, als Mr. Hockey für immer von uns ging. Ich persönlich denke jedoch lieber an all die großartigen Dinge, die er für diesen Sport geleistet hat und wie groß sein Talent war.

esvk.de: Du hast an der University of Massachusetts Amherst (UMass) studiert. Welchen Abschluss hast du dort gemacht?

Branden Gracel: An der UMass gibt es ein sehr interessantes Programm, welches sich BDIC nennt (Bachelor mit individueller Konzentration). Dieser Studiengang ermöglichte es mir, meine eigenen Schwerpunkte zu setzen. Ich legte mich auf Wirtschaftliche Grundlagen des Unternehmertums fest. Ich besuchte Vorlesungen in Wirtschaft, Management, Finanzierung, Marketing, Buchhaltung, Soziologie und Kommunikationswissenschaften. Zusammenfassend kann man sagen, ich habe mir meinen eigenen umfassenden Wirtschaftsabschluss zusammengestellt, anstatt mich nur auf einer einzelnen Schiene zu bilden.

esvk.de: Wer waren deiner Meinung nach die besten Spieler, mit denen respektive gegen die du jemals gespielt hast?

Branden Gracel: In meiner Jugend spielte ich zusammen mit Thomas Hickey (Verteidiger bei den New York Islanders). Er brachte mir viele Dinge bei, die ich heute noch in meinem Spiel benutze. Während meiner Zeit an der UMass spielte ich drei Jahre gegen Johnny Gaudreau (Außenstürmer bei den Calgary Flames). Jedes Spiel zeigte er sein großes Können, seine Körpertäuschungen und seine Skills, was sehr beeindruckend war.

esvk.de: Wie bereitest du dich auf die Saison vor und arbeitest du allein oder in einer Trainingsgruppe?

Branden Gracel: Ich arbeite mit zwei weiteren Spielern aus der AHL (beide waren auch schon in der NHL) zusammen. Wir trainieren dreimal pro Woche mit unserem Trainer und zweimal arbeiten wir ohne Coach.

esvk.de: Du hast mit 1,75m nicht gerade das Gardemaß für einen Eishockeyspieler. Wie kompensierst du diesen vermeintlichen Nachteil?

Branden Gracel: Ich spiele seit jeher mit diesem vermeintlichen Nachteil und ich habe mir nie großartig Gedanken darüber gemacht. Ich wusste, die größeren Spieler wollen die kleineren immer erwischen und ich musste Wege finden, dies zu verhindern. Meine Geschwindigkeit und Beweglichkeit sind dabei sehr hilfreich. Ich habe die letzten fünf Jahre auch daran gearbeitet, kräftiger und schneller zu werden. Zudem habe ich gelernt, den Kopf oben zu halten und somit Checks zu vermeiden. Das hat mich zu einem besseren Spieler gemacht.

esvk.de: Wenn du dich selber bewerten müsstest, wo siehst du deine Stärken und an was musst du noch arbeiten?

Branden Gracel: Puckhandling, Geschwindigkeit, Beweglichkeit, Übersicht, Einstellung und Puckeroberungen sind meine Stärken. Im Eishockey ist es immer am besten, sich seiner Stärken zu bedienen und seine Schwächen zu limitieren. Manchmal suche ich noch zu oft den letzten Pass, anstatt selber den Abschluss zu suchen. Ich muss mich dahingehend verbessern, bei zwei auf eins oder ähnlichen sich bietenden Möglichkeiten öfter selbst zu schießen und nicht noch einen schönen Pass zu spielen. Ich denke, dass ich über einen guten Schuss verfüge, arbeite aber trotzdem jeden Sommer weiter daran.

esvk.de: Wolltest du nach Europa bzw. Deutschland wechseln?

Branden Gracel: Ich wollte schon immer in Europa spielen und wusste, dass ich das irgendwann auch umsetzen werde. Auf die große Eisfläche freue ich mich besonders, da sie meinem Spielstil entgegen kommt. Deutschland war definitiv eines der Länder auf meiner Liste. Als sich die Chance bot, musste ich nicht lange überlegen.

esvk.de: Bist du abergläubisch oder gibt es besondere Rituale bei der Vorbereitung auf Trainings und Spiele?

Branden Gracel: Ich glaube, jeder Eishockey Spieler ist in gewissem Maße abergläubisch. Was mich betrifft, ziehe ich die Ausrüstung immer in der gleichen Reihenfolge an. Das ist bei mir ein festgelegter Ablauf. Ich bringe das Tape auf meinen Schlägern an und trinke eine Tasse Kaffee. Ich schlafe noch eine Runde vor Spielen, wie es von den meisten Spielern praktiziert wird und wenn ich aufwache, telefoniere ich noch mit meinem Bruder. Wir sprechen nicht viel über Eishockey aber ich habe mich daran gewöhnt und freue mich auf ein kurzes Gespräch mit ihm.

esvk.de: Hast du bereits Ideen, was du nach deiner aktiven Karriere machen willst?

Branden Gracel: Da bin ich mir noch nicht so sicher. Einerseits kann ich mir vorstellen, Trainer oder Manager zu werden. Andererseits könnte es das auch gewesen sein für mich und ich gehe einer normalen Tätigkeit nach, z. B. im Öl- und Gasgeschäft, wo mein Vater und meine Brüder arbeiten.

esvk.de: Was sind deine Hobbies, wie schaltest du nach Spielen ab, was machst du auf Auswärtsfahrten?

Branden Gracel: Vor allem im Sommer liebe ich es, mich draußen zu beschäftigen wie zum Beispiel Wasserski fahren, Wandern oder auch Beach Volleyball. Des Weiteren bin ich ein großer Musikfan. Das beruhigt mich während den Auswärtsfahrten oder ich schaue Filme/Serien an.

esvk.de: Was sind deine Ziele für die Saison und welche Erwartungen hast du an dich selbst?

Branden Gracel: Ich denke, dass ich einer der zentralen Spieler im Kader sein werde. Ich stecke mir selbst immer hohe Ziele und versuche alles, um diese auch zu erreichen. Da ich die Liga nicht kenne, ist es schwer, dies genauer zu definieren. Ich möchte in den Special Teams dabei sein und in spielentscheidenden Situationen auf dem Eis stehen. Ich möchte offensiv Akzente setzen, gleichzeitig aber die Defensive nicht vernachlässigen. Auch das Bullyspiel war bisher immer eine meiner Stärken. Ich hoffe, dass dies auch in Deutschland so bleibt. Ich war immer ein Führungsspieler in meinen bisherigen Teams und möchte das hier auch unter Beweis stellen.

esvk.de: Du wirst der einzige Nordamerikaner im Team sein. Macht dir es etwas aus, sonst nur europäische Mitspieler zu haben?

Branden Gracel: Es wird definitiv eine Umstellung für mich sein. Anfangs wäre es vermutlich einfacher für mich, noch andere Nordamerikaner um mich herum zu haben. Ich werde aber nicht lange brauchen, mich an den neuen Lebensstil und die neue Umgebung zu gewöhnen.

esvk.de: Was erwartest du vom deutschen/bayrischen Lebensstil?

Branden Gracel: Ich habe gehört, dass es sehr schön ist und die Leute sehr freundlich sind. Ich freue mich darauf, in einer anderen Kultur leben zu dürfen mit seiner eigenen Geschichte. Da ich das nordamerikanische Essen gewohnt bin, wird es sicherlich eine Weile dauern, bis ich mich an die verschiedenen landestypischen Gerichte gewöhnt haben werde. Ich bin gespannt darauf, wie es sein wird, Deutsch zu lernen.

esvk.de: Was möchtest du in Europa machen und sehen?

Branden Gracel: Ich habe viel über die verschiedenen Traditionen und Feste in Deutschland gehört. Es wird eine außergewöhnliche Erfahrung sein, ein Teil davon zu sein. Ich weiß auch, dass Kaufbeuren sehr nahe an den Alpen liegt und ich kann es kaum erwarten, sie zu sehen. Außerdem wollte ich schon immer Venedig sehen. Ich hoffe, mir bleibt etwas Zeit dafür, auch wenn es nur für ein bis zwei Tage wäre.

esvk.de: Willst du noch ein paar persönliche Worte an unsere Fans richten?

Branden Gracel: Ich freue mich sehr darauf, die enthusiastischen und hingebungsvollen Fans in Kaufbeuren selbst zu erleben. Ich kann es kaum erwarten, bis die Saison losgeht. Ich möchte mich jetzt schon bei euch bedanken und freue mich, euch in der nächsten Saison tolles Eishockey bieten zu können.

 

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